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Die Partei Gottes und der Westen
Zur politischen Ideologie der Hizbu�llah
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"Und Gott geh�ren die Heerscharen der Himmel und der Erde." (Koran, 48.7)
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Vorbemerkung:
Die Hizbu�llah gilt in den westlichen Medien als Terrororganisation. Bemerkenswerterweise wird dieser Vorwurf gegen eine der gr��ten libanesischen Parlamentsparteien von allen politischen Seiten des Libanons zur�ckgewiesen. Es ist zwar l�cherlich, wenn jene, die einen Stauffenberg oder die M�rder Heydrichs niemals als Terroristen sondern als Widerstandsk�mpfer bezeichnen w�rden, dieses Wort einer Bewegung anh�ngen, die offensichtlich den Kampf gegen eine fremde Besatzungsarmee gef�hrt hat.
Dennoch m�ssen zwei Dinge erw�hnt werden: 1. Die Geiselnahmen in Beirut Anfang der Achtziger Jahre. Diese sind f�r mich nicht in allen Einzelheiten nachzupr�fen und sollen gar nicht pauschal gerechtfertigt werden. B�rgerkrieg ist eine schmutzige Sache und es wurden vermutlich von allen Seiten Dinge getan, die besser unterblieben w�ren. F�r eine heutige Einstufung als Terrororganisation ist das ohnehin nicht mehr relevant.
2. Ein gravierender Vorwurf ist der des Bombenanschlages auf ein j�disches Gemeindezentrum in Argentinien. Daf�r wurden bisher keine �berzeugende Beweise vorgelegt und die Hizbu�llah hat diese Vorw�rfe immer entschieden zur�ckgewiesen. Sollten die Taten von Sympathisanten oder Randfiguren der Hizbu�llah ausgef�hrt worden sein - wof�r es, wie gesagt, keinen ernsthaften Anhaltspunkt gibt - , so w�re dies schlimm, da� die F�hrung den Auftrag gab, glaube ich ausschlie�en zu k�nnen. Sollte dies dennoch der Fall sein, so lehne ich dies nicht nur vollst�ndig ab, sondern dies w�rde auch meine Darstellung in Frage stellen, die darauf beruht da� die Hizbu�llah keine Terrororganisation ist, sondern eine religi�se, soziale und nationale Befreiungsbewegung, die das Interesse auch der Nicht-Libanesen und Nicht-Schiiten finden sollte.
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1. Unterdr�cker und Unterdr�ckte
"Und Wir wollten Unsere Huld den Unterdr�ckten im Lande erweisen und sie zu Vorbildern und Erben machen" (Koran, 28.5)
Die zentrale begriffliche Unterscheidung im Weltbild der Hizbu�llah ist die zwischen den Unterdr�ckten und den Unterdr�ckern. Diese kategorische Einteilung geht, wie ein gro�er Teil der Ideologie, auf den Imam Khomeini und das Vorbild der islamischen Revolution im Iran zur�ck.
Die Unterscheidung zwischen Unterdr�ckten und Unterdr�ckern und die Parteinahme f�r die Unterdr�ckten deckt sich weder mit einer Einteilung in Gl�ubige und Ungl�ubige noch innerislamisch in Schiiten und Sunniten. Dennoch ist der Islam f�r die Hizbu�llah eine Anleitung zur Befreiung, der Islam ruft nicht "nur" zum Sturz der falschen G�tzen, sondern auch zum Sturz der falschen Herrscher auf, denn alle Macht liegt bei Allah, und die weltliche Macht, die er seinen Dienern - Gl�ubigen - zukommen l��t, ist ausschlie�lich f�r die Organisation von sozialer Gerechtigkeit und den Schutz der Gl�ubigen zugelassen. Die Schiiten wiederum sind in spezifische Hinsicht die "Entrechteten" und Unterdr�ckten des Islam, da sie im Streit um das Kalifenamt unterlagen und schlie�lich von den irregeleiteten Kalifen unterdr�ckt, verfolgt und zu M�rtyrern gemacht wurden. Von daher bezieht die Emphase auf die Aufhebung der Unterdr�ckung ihre religi�se Substanz, aber weder in der Propaganda noch in der Praxis verk�rzt die Hizbu�llah dies so, da� etwa die Schiiten unverr�ckbar den Verfolgtenstatus h�tten, sozusagen diesbez�glich ein zweites "auserw�hltes Volk" sei, dem, egal was es macht, nun einmal der Bonus des Opfers anhaften w�rde. (Die Realit�t ist nat�rlich genau umgekehrt, ihnen kann man antun, was man will, in der Weltmeinung bleiben sie immer blo� Terroristen und Fanatiker.) Nein, auch Schiiten k�nnen Unterdr�cker sein und sind es oft. Auch Nicht-Muslime k�nnen unterdr�ckt sein und mit ihnen solidarisiert sich die Hizbu�llah, so mit dem von den USA bedrohten Kuba und Nicaragua (der Sandinisten), aber auch der IRA gegen England usw.
Wer sind nun die Unterdr�cker? Zweifellos werden fast alle muslimischen Staaten von Unterdr�ckern beherrscht. Dennoch ruft die Hizbu�llah nicht generell zur Revolte auf, denn eine solche w�rde nur ein Chaos schaffen, das den Unterdr�ckern im Weltma�stab zu Gute kommen w�rde. Statt dessen ruft sie diese Herrscher auf, ihrer Pflicht nachzukommen, um sich gegen "arroganten M�chte" im Weltma�stab zur Wehr zu setzen. Dabei spielt es keine Rolle, da� manche der kleinen Machthaber, wie etwa die mit der Hizbu�llah verb�ndete Ba�ath-Partei s�kularistisch ausgerichtet ist. (Generell ist die Hizbu�llah gegen S�kularisten auch in der islamischen Welt erstaunlich tolerant, solange diese nicht die Aus�bung der islamischen Religion generell unterbinden.) Noch weniger w�rde die Hizbu�llah zu einem generellen Djihad gegen Christen und Juden aufrufen, wie dies das wahhabitische Netzwerk des Bin Ladin getan hat. Cui bono, wenn ganze Religionen zu Feinden erkl�rt werden, unabh�ngig davon ob die Einzelnen nun auf der Seite der Unterdr�ckten oder der Unterdr�cker stehen? Genau die beiden erzrepressiven Staaten, die auch von jeder Verzettelung in K�mpfen gegen Lokalf�rsten profitieren: USA und Israel. Die USA nehmen in der politischen Metaphysik der Hizbu�llah die Rolle des "s�ndigsten" Unterdr�ckers ein, insoferne als die USA der Staat sind, der jedes Ma� verloren hat, der jedes Verbrechen, jede Abweichung vom menschlichen Auftrag, in ma�loser Weise begeht. Israel, das "zionistische Gebilde", das sie nat�rlich in keiner Weise als Staat anerkennen, ist hingegen der "Unterdr�cker der Unterdr�cker", wie es in typisch arabischer Rhetorik ausgedr�ckt wird. Dabei beziehen sie sich nat�rlich auf Landraub und Vertreibung an den Pal�stinensern, es ist der Hizbu�llah aber auch nicht entgangen, da� die Zionisten die gesamte westliche Welt f�r ihre Zwecke zu instrumentalisieren verstanden haben, und daher hinter vielen Unterdr�ckungsph�nomenen stehen bzw. diese versch�rfen.
Das Zentrum der Unterdr�ckung liegt damit sozusagen direkt vor der "Haust�r" der Hizbu�llah, was kein Zufall ist, denn die Hizbu�llah ist ja im Widerstand gegen die zionistische Besetzung des Libanon entstanden und gewachsen, bis zu ihrem ersten Triumph als die israelische Armee - die viertst�rkste Streitmacht der Welt - sich zur�ckziehen mu�te. Seit diesem Tag hat die Hizbu�llah weitere Stufen ihrer Entwicklung durchgemacht, die die Unterordnung unter das Ziel der Bek�mpfung Israels beweisen. So kam es auch zu keinem Rachefeldzug gegen jene Christen, die die s�dlibanesische Kollaborationsarmee unterst�tzten, stattdessen wurde eine libanesische Integrationspolitik betrieben, um eine starke und nicht eine geschw�chte libanesische Gesellschaft vorzufinden. �bereilte Revolutionsschritte, die Kinderkrankheit auch des Islamismus, wie sie in anderen L�ndern zu Chaos und Elend f�hrten, sind nicht im Interesse der Hizbu�llah. Kompromi�los bek�mpft sie hingegen alle, die sich zu direkten Erf�llungsgehilfen des Zionismus machen, vor allem die Pal�stinenserbeh�rde unter Arafat, die das Ziel der Befreiung ganz Pal�stinas aufgegeben hat und zu einem Bestandteil des Unterdr�ckungsapparates wurde.
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2. Der Islamische Staat und die Demokratie
Der Islam ist ein vollst�ndiges und alle Lebensbereiche umfassendes Lebenssystem. Der Islam ist daher auch ein Staatssystem, dessen Verwirklichung religi�se Pflicht ist. Als Schiiten hat die Hizbu�llah jedoch kein historisches Modell vor Augen, au�er dem gegenw�rtigen System der Islamischen Republik Iran. Prim�res Ziel des islamischen Staates ist die Verwirklichung der Gerechtigkeit.
Daraus ergeben sich zwei Faktoren, die kurzschl�ssige westliche Analytiker oft nicht gen�gen beachten, sich aber aus den Aussagen und vor allem auch der Praxis der Hizbu�llah ergeben:
1. Eine religi�se Pflicht bedeutet nicht, da� der Staat jemandem aufgezwungen werden kann oder darf. Im Gegenteil: Es gibt keinen Zwang im Glauben. Dies ist eine grundlegende Aussage, die zwar von vielen mi�achtet wurde und wird, aber gerade f�r die Schiiten, jahrhundertelang Opfer der Verfolgung, absolut verpflichtend. Aus diesem Grund kann nicht gegen, sondern nur mit dem Willen der Bev�lkerung ein islamischer Staat errichtet werden.
2. Der islamische Staat ist die beste, aber nicht die einzige Form der Gerechtigkeit. Es gibt auch andere Regierungsformen, die als legitim anerkannt werden k�nnen, so die gegenw�rtige des Libanon, in deren Rahmen sich die Hizbu�llah bewegt, um ihr zuk�nftiges Staatsmodell zu propagieren.
Wenn das Ziel des islamischen Staates die Gerechtigkeit ist, so folgt daraus nicht nur logisch da� eine ungerechte Einf�hrung kein Weg sein kann, sondern auch, da� die Islamisierung der libanesischen Gesellschaft nicht ein prim�res Ziel ist, sondern der Bek�mpfung der gr��ten Ungerechtigkeit, verk�rpert in der Existenz des zionistischen Gebildes, untergeordnet ist. Ein nicht nach islamischen Regeln lebender Libanese, der sich der Bek�mpfung Israels widmet, macht einen gr��eren Schritt in Richtung Gerechtigkeit als ein sich der minuti�sen Einhaltung muslimischer Fr�mmigkeitsregeln widmender Schiite, der dabei den Kampf gegen die Ungerechtigkeit des Zionismus vergi�t. Nat�rlich ist das Ziel der Hizbu�llah eindeutig, beides zu verbinden, aber die Hizbu�llah ist eine politisch-revolution�re Kraft und keine Religionspolizei (wie in "Saudi"-Arabien und Taliban-Afghanistan).
Warum ist nach Ansicht der Anh�nger der Islamischen Revolution die Demokratie dem Modell des Islamischen Staates in Hinsicht auf Gerechtigkeit unterlegen?
1. Bereits der Ausdruck Herrschaft der Mehrheit deutet auf eine unterdr�ckte Minderheit. Der Grad der Unterdr�ckung wird variabel sein, jedoch die Einteilung in Unterdr�cker und Unterdr�ckte wohnt dem demokratischen Modell zwangsl�ufig inne.
2. Weiters neigen demokratische Systeme dazu, da� der Wille der Mehrheit in Wirklichkeit ein von einer Minderheit manipulierter Wille ist. Der Grundsatz der Mehrheit verschleiert nur die Herrschaft einer zumeist �konomisch und sozial privilegierten Elite.
3. Die Demokratie ignoriert die nachwachsende Generation und erst recht die zuk�nftigen Generationen. Ein Leben auf Kosten der Zukunft des Volkes ist Ungerechtigkeit.
Gerecht regiert werden kann also nicht im Namen des Volkes werden - hinter dem sich wie man sieht blo� die Minderheit der jetztlebenden Menschen - sondern nur in der Statthalterschaft Gottes (Khalifah t�Allah), wie der grundlegende Begriff des Koran lautet. Der islamische Staat kennt eine Pluralit�t im Rahmen des breiten Weges des vom Islam erlaubten, er besteht notwendigerweise aus einer pluralistischen Gesellschaft ("Was Gott erlaubt hat, darf nicht verboten werden.") im Rahmen der von Gott vorgesehenen Ordnung, deren Regelungen, soziale Gerechtigkeit vorgeben und ungerechtfertigte wirtschaftliche Bereicherung (Wucher) verbieten. Die Entscheidung dar�ber, was im Rahmen des Gesetzes Gottes liegt, unterliegt dabei dem W�chteramt der Rechtsgelehrten.
Um dieses von Imam Khomeini ausgearbeitete Modell richtig einzuordnen, sollte man es auch nicht nur den westlichen Modellen der Demokratie und der Diktatur (z.B. der Pahlevi-Dynastie in Persien) gegen�berstellen, sondern auch den alten Herrschaftsformen, die in den K�nigt�mern der islamischen Welt vor der Kolonialzeit bestanden. Damals gab es sehr wohl auch einen Berater (Wesir) des Sultans. Der Herrscher konnte dem Rat folgen oder nicht und in jedem Fall unterlagen die Menschen dem alleinigen Willen des K�nigs (soweit physisch durchsetzbar). Im Modell des Islamischen Staates k�nnen die Menschen frei handeln, sich beraten, Vertreter w�hlen usw. solange sie die Entscheidungen �ber die Grenzen, die die g�ttliche Offenbarung setzt, beachten. Hier mu� auch �ber den Charakter des g�ttlichen Gesetzes etwas gesagt werden. Gott ist nicht nur Sch�pfer der Naturgesetze, sondern kennt auch die "sozialen Gesetze", die Regeln des Zusammenlebens, da er den Menschen erschaffenen hat. Im Koran - und in den fr�heren Propheten geoffenbarten Gesetzen - wird dem Menschen dieses Wissen zug�nglich gemacht, um ein gedeihliches Zusammenleben und den Frieden zu erm�glichen.
Die Haltbarkeit der islamischen �konomischen Vorschriften im Vergleich mit dem marxistischen Pfusch und mit der kapitalistischen Ausbeutung des Menschen bis hin zur Vernichtung der nat�rlichen Lebensgrundlagen ist in der Theorie leicht nachzuweisen. In der Praxis ist es schwerer, da jeder Versuch nat�rlich von jenen verhindert wird, die vom Wucher leben und an der Spitze der "kapitalistischen Nahrungskette" (die Gro�en fressen die Kleinen) stehen.
Die Vortrefflichkeit der sonstigen sozialen Vorschriften, nicht zuletzt des Schutzes der Familie, die Verteidigung der Frau gegen ihre sexuelle Ausbeutung, die Achtung der �lteren, usw. ist rational leicht einsehbar, solange man nicht seine eigenen G�tzen - die Bequemlichkeit und Lust - anbetet, sondern das Wohl der Gemeinschaft im Auge hat. Die Angst vor dem Vordringen der muslimischen Bev�lkerung auf das von Dekadenz zerfressene Europa mit seinen korrupten Demokratien ist das Eingest�ndnis der �berlegenheit selbst der heute wenig konsequenten Anwendung der koranischen Gebote in den muslimischen L�ndern, dem Europa nicht mehr als Vernichtungstechnologie und verst�rkte Unterdr�ckungsma�nahmen entgegensetzen kann, solange es nicht entweder wieder "seinem" Gott folgt oder den Gott der koranischen Offenbarung annimmt.
Apropos, die Verankerung der Teilnahme der religi�sen Minderheiten in der Politik des Islamischen Staates ist nicht nur erlaubt, sondern ausdr�cklich ein Gebot des Islam.
Welche politische Bet�tigung ist vom islamischen Staat ausgeschlossen? Diejenige, die ihn prinzipiell abschaffen will. Dies hat nat�rlich nicht nur seine Berechtigung, sondern leider auch eine gro�e Schwierigkeit. Es wird keine Gruppierung mit diesem Ziel auftreten, wenn dies verboten ist, sondern man wird den Mantel von - prinzipiell legitimen - Reformbewegungen annehmen, was dann dazu f�hrt, da� diese in Konflikte geraten, die zu Repressionen f�hren k�nnen. Dies ist die Tragik der Islamischen Republik Iran, wo Reformkr�fte mit anscheinend moderaten Zielen ausgenutzt werden, um das Ziel der R�ckf�hrung des Iran in den Unterdr�ckungszustand vor der Revolution zu erreichen. Es wird zwar immer Menschen geben, die sich aus freien St�cken f�r die Unterdr�ckung entscheiden, weil sie meinen, sie m��ten in gr��erem Ausma� profitieren als die anderen. Prim�r ist es aber wieder die Existenz der beiden gro�en Unterdr�ckerstaaten USA und Israel, die jeden Versuch der Errichtung eines gerechten Systems - in der islamischen Welt, in Deutschland oder wo auch immer - zu hintertreiben versuchen, weil sie vom System der weltweiten Unterdr�ckung am meisten profitieren und weil sei eine Ausbreitung der Revolution der Gerechtigkeit f�rchten. Daher wird ein stabiles Islamisches System nicht errichtet werden k�nnen, so lange diese beiden Unterdr�cker in ihrer jetzigen imperialistischen Form bestehen. Der Erfolg eines Systems wie der Islamischen Republik Iran oder der Hizbu�llah bemi�t sich daher nicht ausschlie�lich an der Herstellung von Gerechtigkeit in ihrem Bereich. Dieses Ziel k�nnen sie unter den gegebenen Umst�nden gar nicht vollst�ndig erreichen, da sie zu Repressionen gegen die W�hlarbeit der Imperialisten und Zionisten greifen m�ssen. Der Erfolg bemi�t sich vielmehr auch daran, diesen Feinden standzuhalten.
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3. Zwischen islamischem Univeralismus und nationaler Identit�t
Der Name Hizbu�llah verr�t ihn schon, den universalistischen Anspruch. Der islamische Anspruch, eine universale Botschaft f�r die Menschheit zu sein, bildet die wichtigste Identit�t f�r die Hizbu�llah, die Partei Gottes. Der Referenzrahmen f�r die Hizbu�llah ist die Gemeinschaft aller Gl�ubigen. Sie artikuliert den politischen Willen dieser Gl�ubigen im Libanon, so wie die Islamische Republik Iran die institutionalisierte Islamische Revolution im Iran repr�sentiert.
Dieses Selbstverst�ndnis hat zwei konkrete Folgen. Zum einen die Entgegensetzung zu einem Pan-Arabismus, der die Identit�t des Arabertums �ber die Ergebung unter den Willen Gottes stellt. Zum anderen die Avantgarde-Rolle in der Herausbildung einer gemeinsamen Revolution der islamischen Gemeinschaft gegen den zionistischen Unterdr�cker.
Unterhalb dieser Identit�tsebene liegt die Anerkenntnis regionaler und nationaler Gliederungen, die dann in ihr Selbstverst�ndnis auch Nicht-Muslime einbezieht. So ruft die Hizbu�llah seit langem die libanesischen Christen auf, sich nicht dem Westen, sondern der arabischen Welt zugeh�rig zu f�hlen, und dementsprechend nicht mit dem Zionismus zu kollaborieren, sondern ihm als Libanesen und Araber Widerstand zu leisten. Selbst ist die Hizbu�llah nach Aussagen ihres F�hrers bereit, im Falle eines Widerspruches der Interessen des Libanons und des Irans, den Libanon �ber die Bindung an das iranische Modell zu stellen. F�r die Hizbu�llah besteht kein Widerspruch zwischen Islam und Nation. Im Gegenteil: der Islam verteidigt die Nation und die Nation verteidigt den Islam. In dieser Rolle als Verteidiger der Nation, als die sich die Hizbu�llah ja durch die Vertreibung der zionistischen Okkupanten aus dem Staatsgebiet des Libanon bestens bew�hrt hat, versteht sich die Hizbu�llah wie gute Nationalisten als Verteidiger aller Libanesen - Muslime oder nicht - obwohl sie, wenn man die Definition des Nationalismus als jener Bewegung, deren tiefste Loyalit�t der Nation gilt, zugrunde liegt, nat�rlich nicht nationalistisch ist. Aber es ist nur die verwirrte Sicht der westlichen politischen Lehren, die hier einen Widerspruch sehen kann. Die Partei Gottes zu ergreifen hei�t: Alle menschlichen Eigenschaften und Bindungen zu verteidigen, die gerecht sind, dazu geh�rt auch der "Befreiungsnationalismus" der unterdr�ckten V�lker, und all jene Selbst-�berhebungen des Menschen abzulehnen, die auf das Vorbild des Iblis (oder Shaitan) zur�ckgehen, jenes Engel, der sich nicht vor dem Statthalter Gottes verneigen wollte. Zu der Partei des Satans (Hizbu�shaitan) z�hlt auch der "schlechte Nationalismus" des Chauvinismus und Imperialismus, als deren extremste Form von der Hizbu�llah das israelische Staatsgebilde aufgefa�t wird.
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4. Der Kampf gegen den Westen und gegen die zionistische Besatzung
"Satan hat v�llige Macht �ber sie gewonnen und hat sie die Ermahnung Allahs vergessen lassen. Sie sind Satans Partei. H�rt! es ist Satans Partei, die die Verlierende ist." (Koran, 58.19)
Was unterscheidet den Kampf gegen den Westen grunds�tzlich vom Kampf gegen andere Unterdr�cker, vom Kampf gegen Feinde des Islam wie die christlichen Kreuzritter, Hindutva-Fanatiker oder dem Kampf der falschen Kalifen um Vorherrschaft in der islamischen Welt? All diese Feinde der gerechten Ordnung sind Abweichungen vom Idealbild der Statthalterschaft Gottes. In manchen F�llen sind sie vielleicht nicht einmal viel weniger legitim als die bestehende miserable Ordnung in Staaten der islamischen Welt. Sie entspringen menschlichem Gewinnstreben und �berheblichkeit oder Verblendung im Glauben an falsche G�tzen. Was das Neue an der westlichen Bedrohung ist, ist der reine Materialismus. Es handelt sich nicht blo� um eine politische Konfliktsituation, sondern um eine "Kultur" (sofern die Negation jeder Kultiviertheit auch noch ein Grenzfall einer Kultur ist) der Leugnung jeden h�heren Wertes, der alles Hohe in den Schmutz zieht, alle G�ter zu blo�en Waren macht, lediglich die Befreiung der niedrigsten Instinkte als Emanzipationsziel angibt. Es ist die Partei des Satans, die radikale Verneinung jeden g�ttlichen Anspruchs. Die westliche Moderne ist die Verk�rperung eines nun endlich im Weltma�stab agierenden materialistischen Antriebes, der sich jeder Hegung durch g�ttliche Gebot versagt, jeden solchen Versuch als fundamentalistisch, r�ckst�ndig, mittelalterlich, barbarisch brandmarkt. Man lese die B�cher der in Neu-York lebenden J�din Oriana Fallaci um den Ha� der materialistischen Lebenseinstellung auf die Gl�ubigen zu begreifen. Und man sieht leicht da� dieser Ha� trotz der gelegentlichen aufgetragenen christlichen Abendlandst�nche auch jede andere Religion treffen w�rde, die sich der westlichen Planierraupe aller Werte entgegenzustellen wagen w�rde. Nur jene, die sich in das gro�e Gesch�ft einspannen lassen und die kapitalistische Grundlage nicht gef�hrden, d�rfen auch zur Mobilisierung gegen den islamischen Feind beitragen.
Die Propagierung des materialistischen Way-of-Life des ungez�gelten Konsums und der Ausschweifung, der eine Unterdr�ckung und Ausbeutung eines gro�en Teil des Planeten zur Voraussetzung hat, durch die Medien und die Pop-Kulturindustrie geht Hand in Hand mit einer propagandistischen und finanziellen Unterst�tzung des Zionismus. Auch ein erheblicher Teil der Gewinne der Konzerne, die vom selbstm�rderischen Konsumrausch leben, wie auch des Gewinns im Rahmen der Finanzspekulation, flie�en in die gleichen H�nde. Die Hizbu�llah h�lt es daher f�r keinen Zufall, da� der unterdr�ckerischste Staat des Westens gerade das zionistische Gebilde ist, deren Bek�mpfung nach ihrer Auffassung die h�chste Aufgabe eines jeden Muslims und jedes gerechtigkeitsliebenden Menschen ist.
Der Kampf gegen den Zionismus richtet sich aber keinesfalls gegen den Juden als Angeh�rigen einer Abstammungsgemeinschaft, da dieser wie jeder Mensch Muslim werden kann. Er richtet sich genausowenig gegen den Juden, der den Geboten Moses und der Torah folgt. Imam Khomeini sagte zur Unterscheidung von Zionismus und Judentum ganz klar: "Die Zionisten sind keine religi�se Gruppe. Die Lehren des Propheten Moses waren g�ttlich inspirierte und sehr wertvolle Lehren; der Prophet Moses wird im Koran mehr als jeder andere Prophet erw�hnt, seine Lebensgeschichte wird im Koran erz�hlt. Gottgegebene Macht und die Wahrung der Interessen der Unterdr�ckten gegen�ber den arroganten M�chten, deren erste der Pharao war, und Auflehnung gegen diese arroganten M�chte bestimmten die Handlungsweise des Propheten Moses. Diese Lehren und diese Handlungsweise stehen in vollkommenen Gegensatz zum Handlungsprogramm der Zionisten. Die Zionisten stehen mit den arroganten M�chten unserer Zeit in enger Verbindung, sie spionieren f�r sie, sie agieren als deren Handlanger und handeln somit gegen die Interessen der Unterdr�ckten. (...) Wir wenden uns gegen die Zionisten, weil sie sich gegen alle Religionen stellen, sie sind keine Juden, sondern Politiker, die ihre schmutzigen Gesch�fte im Namen des Judentums machen."
Der Kampf der Hizbu�llah richtet sich also gegen den Zionisten und den Angeh�rigen der westlich-materialistischen "Kultur", der von seinen mosaischen Urspr�ngen soweit abgewichen ist, da� man sagen kann, er habe sie ins Gegenteil verkehrt. Die M�chte der materialistischen Ideologie des Karl Marx wurden besiegt - soweit dieser das soziale Anliegen der G�tergerechtigkeit zugrunde lag, wird dieses vom Islam besser vertreten -, dazu hat die Niederlage der Sowjetunion in Afghanistan ihren Teil beigetragen. Der materialistische Feind in Gestalt des Westens und seines Vorpostens in der zionistischen Besetzung Pal�stinas ist heute noch immer auf dem Vormarsch. Seine Niederlage ist nicht nur ein Anliegen der muslimischen Welt, sondern kommt auch den Unterdr�ckten im Westen zu Gute, deren Seele bis dahin besetztes Gebiet bleibt.
"Du wirst kein Volke finden, das an Gott und an den J�ngsten Tag glaubt, und dabei die liebt, die sich Gott und Seinem Gesandten widersetzen, selbst wenn es ihre V�ter w�ren oder ihre S�hne oder ihre Br�der oder ihre Verwandten. Das sind die, in deren Herzen Gott den Glauben eingeschrieben hat und die Er gest�rkt hat mit Seinem eigenen Wort. Er wird sie in G�rten f�hren, durch die Str�me flie�en. Darin werden sie weilen ewiglich. Gott ist wohl zufrieden mit ihnen, und sie sind wohl zufrieden mit Ihm. Sie sind Gottes Partei. H�rt! es ist Gottes Partei, die erfolgreich ist." (Koran, 58.22)
P. Baden
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Die Darstellung
beruht im Wesentlichen auf dem Buch von Amal Saad-Ghorayeb: Hizbu�llah.
Politics and Religion; London 2002.
Weitere Literaturangaben: Das Pal�stinaproblem aus der Sicht Imam Khomeinis
(s.a.); Teheran 1996.
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