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Die politische Wochenschau
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vom 6. bis 12. Oktober 2001
Schlagzeilen der Woche���zusammengestellt von Christian Klee�� |
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Zitat der Woche: |
"Der indirekten Gewalt ist es wesentlich, da� sie, ohne selbst Krieg zu f�hren, auf Grund einer �berv�lkischen, moralischen oder rechtlichen Autorit�t die Entscheidung �ber die rechtliche und moralische Zul�ssigkeit oder Unzul�ssigkeit staatlicher und v�lkischer Auseinandersetzungen an sich zieht und dadurch den Charakter zwischenstaatlicher und zwischenv�lkischer Auseinandersetzungen ver�ndert. Moralische und rechtliche Diskriminierungen und Disqualifizierungen, �chtungen und Exkommunikationen oder, moderner gesprochen, moralischer, sozialer und wirtschaftlicher Boykott sind typische Methoden der 'indirekten' Gewalt. Der nichtdiskriminierende Staatenkrieg verwandelt sich dadurch in einen internationalen B�rgerkrieg und erreicht damit eine Art Totalit�t, die furchtbarer und vernichtender ist als alles, was eine oberfl�chliche Propaganda der v�lkischen Totalit�t vorzuwerfen hat." |
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Carl Schmitt
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Die Vereinigten Staaten und Gro�britannien haben mit den erwarteten Luftschl�gen gegen Afghanistan begonnen. Angriffsziele waren offiziell milit�rische Anlagen der Taliban und Ausbildungslager der al-Qaida-Organisation, doch sehr rasch zeigte sich, da� die Operation in ein brutales Gemetzel unter der Zivilbev�lkerung auszuarten droht. Sonderlich lohnende Infrastrukturziele d�rfte es in dem nach mehr als 25 Jahren B�rgerkrieg in Tr�mmern liegenden Land kaum geben. Die ersten Kollateralsch�den der imperialistischen Aggression wurden bereits bekannt. Alliierte Terrorbomber zerst�rten in Kabul den Sitz der Firma Afghan Technical Consultants, die im Auftrag der UNO Minen r�umt. Zwei D�rfer bei Kabul und Jalalabad wurden dem Erdboden gleichgemacht, und bereits nach wenigen Tagen konzentrierten sich die Luftschl�ge auf die D�rfer an der pakistanischen Grenze. Nach knapp einer Woche ist bereits mit mindestens 200 Toten unter der Zivilbev�lkerung zu rechnen. Bereits vor den Angriffen waren Hunderttausende auf der Flucht, f�r den Winter wird mit einer Hungerkatastrophe gerechnet, von der bis zu 6 Millionen Menschen betroffen sein werden. Mary Robinson als UN-Kommissarin f�r Menschenrechte forderte ein Aussetzen der Angriffe, um Ma�nahmen f�r humanit�re Hilfe zu pr�fen. Bundeskanzler Schr�der erkl�rte, er unterst�tze das Vorgehen der USA "ohne Vorbehalte". Schon bei den ersten Angriffen wurde versucht, Taliban-F�hrer Mullah Mohammed Omar zu ermorden. Als humanit�res Feigenball warfen die Amerikaner Hilfsrationen f�r Hungernde ab - genug Lufttransportkapazit�ten f�r 0,5 % der Betroffenen sind vorhanden. Ein Indiz f�r geplante Bodenoperationen ist die Anwesenheit von Teilen der 10. Gebirgsdivision in Usbekistan - nur an der afghanisch-usbekischen Grenze versperren keine unwegsamen Hochgebirge den Weg ins Landesinnere, und die 10. ist eher eine mechanisierte als eine gebirgsg�ngige Division. Der britische Generalstab geht davon aus, da� die Kampfhandlungen bis weit in das Jahr 2002 hinein andauern werden. Der Irak, der Iran und Malaysia verurteilten die Angriffe, auch gem��igte Staaten wie Saudi-Arabien oder �gypten dr�ckten ihr Bedauern aus. Die USA informierten den UN-Sicherheitsrat, da� nach Afghanistan weitere L�nder an der Reihe sein k�nnten. Presseberichten zufolge zieht man im Pentagon Operationen in Indonesien (mal wieder Erd�l), Malaysia und den Philippinen in Erw�gung. Letztere �ffneten den im Volk f�r ihre Unterst�tzung der Marcos-Diktatur und als ehemalige Kolonialmacht verha�ten USA bereits wieder die Anfang der 90er Jahre geschlossenen Milit�rst�tzpunkte auf Luz�n. Nach dem Freitagsgebet protestierten in ganz Asien 1 Million Muslime gegen die anglo-amerikanische Aggression in Afghanistan. Das Ausw�rtige Amt in Berlin jedenfalls warnt angesichts der Er�ffnung des US-Angriffskrieges gegen Afghanistan vor Reisen in den Irak und in den weitgehend von der Hizbollah-Miliz kontrollierten S�dlibanon.
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Im Windschatten der Ereignisse um Afghanistan verl�ngerte Pakistans Milit�rdiktator Pervez Musharraf seine Amtszeit als Staatspr�sident auf unbestimmte Zeit. Mit Sindh und Pasni erhielten die USA zwei Luftwaffenst�tzpunkte einger�umt. Mit Beginn der amerikanischen Luftangriffe auf Pakistan brach die g�rende innenpolitische Krise offen auf, als es in Quetta, Peshawar und Karachi zu schweren Zusammenst��en zwischen der Polizei und islamistischen Demonstranten kam. Bei Gefechten zwischen indischen Besatzungstruppen und islamischen Partisanen im Kaschmir starben 11 Menschen. Musharraf brachte sich innenpolitisch weiter in Bedr�ngnis, indem der dem Erzfeind Indien Verhandlungen �ber die Kaschmirfrage anbot. Der Diktator hat eine S�uberung seiner Milit�r- und Geheimdienstf�hrung von proislamistischen Elementen eingeleitet.
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Der Parteivorstand der Gr�nen begr��te die neuerliche amerikanische Aggression einhellig. Parteichef Fritz Kuhn erkl�rte im Rahmen einer schier unglaublichen Stellungnahme, in Afghanistan handele es sich schlie�lich nicht um einen Krieg. Die Amerikaner w�rden nach den vorliegenden Informationen - sauber vom Pentagon gefiltert - keine St�dte und Zivilziele angreifen. Ein Krieg werde zwischen Staaten ausgetragen, in Afghanistan griffen die Amerikaner nur milit�rische Einrichtungen an, die sich auf ein terroristisches Umfeld bez�gen. In der Bundestagsfraktion regt sich bereits Widerstand gegen die interventionistische Linie des Bundesvorstandes. Der Abgeordnete Winfried Hermann stellte fest: "Es ist auff�llig, wie unkritisch meine Partei mehrheitlich ist." Als einzige im Bundestag vertretene Partei verurteilte die PDS den US-Angriffskrieg in Zentralasien - und wurde prompt von den vertraulichen Informationsgespr�chen im Bundeskanzleramt ausgeschlossen.
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In Nordirland verdichteten sich die Ger�chte, da� der IRA Army Council in K�rze die Selbstentwaffnung der republikanischen Untergrundarmee einleiten wird. Die Republikaner stehen unter erheblichem Druck, da die US-�ffentlichkeit nach dem 11. September terroristischen Aktivit�ten gegen�ber �u�erst negativ eingestellt ist und damit wichtige Hilfsgelder auf dem Spiel stehen. Zudem droht Unionistenf�hrer David Trimble damit, die nordirische Selbstverwaltung zum Scheitern zu bringen. Auf der Gewinnseite winken Sinn F�in mit einem solchen Schritt weitere Unterst�tzung aus den USA, die Beteiligung an der Regierung Nordirlands und Sympathiezuw�chse in der Republik Irland, wo im kommenden Jahr gew�hlt wird. F�r den Fall einer IRA-Waffenabgabe deutete David Ervine von der Progressive Unionist Party PUP an, da� die loyalistische Ulster Volunteer Force einem solchen Schritt folgen k�nnte. Im Army Council sollen sich vor allem Stabschef Thomas 'Slab' Murphy und Quartiermeister Brian Keenan gegen eine Entwaffnung ausgesprochen haben, konnten sich aber nicht gegen die Parteif�hrung Sinn F�ins durchsetzen.
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Nordirlandminister John Reid erkl�rte als Konsequenz aus der seit Oktober vergangenen Jahres das Land �berrollenden Welle loyalistischer Gewalt die seit 1994 geltenden Waffenstillst�nde von Ulster Defence Association und Loyalist Volunteer Force f�r gebrochen. Alleine die UDA wird f�r mindestens 3 Morde und 200 Bombenanschl�ge auf katholische Familien seit Jahresbeginn verantwortlich gemacht. Nunmehr k�nnen ehemalige Kriegsgefangene von UDA und LVF jederzeit wieder inhaftiert werden, um ihre Reststrafe abb��en - sofern man ihnen die weitere Aktivit�t in ihren Milizen nachweisen kann. Verd�chtige UDA- und LVF-Mitglieder fallen unter die Zust�ndigkeit der ber�chtigten Diplock Courts, wo schon das Wort eines h�heren Polizeibeamten f�r drakonische Haftstrafen ausreicht.
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Im September ist die Zahl der Arbeitslosen erneut �ber den Vorjahresstand angestiegen. Bundesweit sind 3,743 Millionen Menschen ohne Arbeit, also 58.200 mehr als vor einem Jahr. Saisonbereinigt ist die Arbeitslosenzahl gegen�ber dem August um 20.000 gestiegen. Zu Zeiten normaler Konjunktur werden im September nach Ende der Ferienzeit �berdurchschnittlich viele Arbeitnehmer eingestellt - die Zeichen stehen auf Rezession. Mit 2,4218 Millionen Arbeitlosen weist der Westen der BRD eine Erwerbslosenquote von 7,2 % auf, w�hrend die neuen L�nder mit 1,321 Millionen auf erschreckende 16,9 % kommen. Die Zahl der Firmeninsolvenzen stieg alleine im ersten Halbjahr um 19 % auf 16.200 an - 100.000 Arbeitspl�tze wurden vernichtet. Mit 50 Jahren ist der bundesdeutsche Arbeitnehmer verschlissen und geh�rt im wahrsten Sinne des Wortes zum alten Eisen: In 60 % der Betriebe gibt es keinen einzigen Besch�ftigten mehr, der �ber 50 ist. Derzeit sind rund 30 % aller Arbeitslosen �ber 50, jeder zweite Langzeitarbeitslose geh�rt in diese Gruppe.
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Das baathistische Syrien ist mit gro�er Mehrheit in den Weltsicherheitsrat gew�hlt worden, obwohl es bislang von den USA verd�chtigt wurde, den internationalen Terrorismus zu f�rdern. Vor der Abstimmung in der UN-Vollversammlung hatten die USA zu verstehen gegeben, da� sie einer Wahl des arabischen Landes keinen Widerstand entgegensetzen w�rden. Syrien unterst�tzt vor allem Organisationen wie die pal�stinensische PFLP und die s�dlibanesische Hizbollah-Miliz.
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Angesichts der Verz�gerung der vom Westen und seinen albanischen Terroristenfreunden eingeforderten Verfassungsreformen in Mazedonien wurde die Geberkonferenz f�r das Land verschoben. EU und Weltbank drehen der mazedonischen Regierung den Geldhahn so lange zu, bis sie der F�deralisierung und der Kontrolle weiter Landesteile durch von Amerikanern und Briten ausgebildete und bewaffnete UCK-Partisanen zustimmt. Strittig ist vor allem die ersatzlose Streichung eines mazedonischen Staatsvolkes und der orthodoxen Kirche aus der Verfassung. F�r weitere Spannungen sorgte die Entdeckung eines geheimen UCK-Waffenarsenals bei Tanuse, in dem sich Minen, Raketenwerfer, Sprengstoff und Maschinengewehre stapelten.
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Der britische Publizist Ambrose Evans-Pritchard witzelte, angesichts der Kompetenzausweitung Europols zur Terrorbek�mpfung sei Europol-Direktor J�rgen Storbeck einer der wenigen M�nner au�erhalb Nordkoreas oder des Irak, der gleichzeitig Zugang zu polizeilichen und nachrichtendienstlichen Informationen hat. Der EU-Rat hat die Nachrichtendienste aller Mitgliedstaaten angewiesen, ihre Informationen �ber "Terrorismus" an Europol weiterzuleiten. Wie anhand der Ende 2002 in Kraft tretenden EU-Richtlinien zur Terrorbek�mpfung ersichtlich, beginnt "Terrorismus" bereits bei Sachbesch�digungen oder Verkehrsblockaden - freie Fahrt f�r Atomtransporte garantiert. Erstmals hat mit Europol eine EU-Beh�rde Zugang zu nachrichtendienstlichen Informationen und �bt nachrichtendienstliche Funktionen aus. Zudem unterliegt Storbecks Beh�rde keiner effektiven parlamentarischen Kontrolle. Ger�chten zufolge plant die EU-Kommission zudem, Europol den Zugriff auf alle durch die hierzu verpflichteten Provider gespeicherten Telekommunikationsverbindungen einzur�umen - bis hin zu besuchten Internetseiten.
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Das Hamburger Unternehmen Mediatime bietet seit Oktober 2001 das Programm Gridpatrol f�r eine l�ckenlose �berwachung des Internets an. Gridpatrol durchsucht als erste Monitoring-Technologie nicht nur die Websites, sondern auch die sogenannten unsichtbaren Bereiche wie Newsgroups, Chatkan�le, Tauschb�rsen und FTP-Server. Das Programm kann benutzt werden, um gezielt Profile ausgesuchter Internetnutzer anzulegen. Gridpatrol kann ohne nennenswerten Einsatz menschlicher T�tigkeit Milliarden von Webseiten automatisch scannen und ist imstande, selbst Mehrdeutigkeiten der nat�rlichen Sprachen zu unterscheiden. Es fragt Suchmaschinen und vergleichbare Systeme in regelm��igen Abst�nden ab und filtert �ber komplexe Algorithmen die relevantesten Links aus der Ergebnisliste heraus. Ferner k�nnen auch die bin�ren Codes von Downloadvorg�ngen analysiert werden, was mit der Erkennung von Soundstrukturen, Programmelementen und Bildbestandteilen gleichbedeutend ist. Ein Problem ist noch die Formulierung der korrekten Anfrage an das Programm, die durch bis zu vier Ebenen geht und sich �ber mindestens 14 Tage erstreckt.
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Oskar Lafontaine, ganz gleich ob Trojanisches Pferd des Gro�kapitals oder revoltierender Insider, formulierte in der ZEIT zum Thema Globalisierung: "Warum hat sich bis zum heutigen Tage nichts ge�ndert? Die Antwort ist einfach. Die Finanzindustrie der Welt verdient an den instabilen Finanzm�rkten. Sie ist daher an der Aufrechterhaltung des weltweiten Spielkasinos interessiert. Damit alles so bleibt, wie es ist, gibt sie Wahlkampfspenden. Sie schmiert Regierungen und Parlamente. (...) Die deutschen Parteien sind neoliberale Steuersenkungsparteien, die den Sozialabbau f�r die gro�e Jahrhundertreform halten. Ehrf�rchtig plappern sie die Heilsbotschaften des Neoliberalismus nach. Wenn wir den Sozialstaat nicht demontieren, sie sagen umbauen, dann bestrafen uns die M�rkte. (...) Wir sind l�ngst eine Marktgesellschaft geworden. Privatisierung, Kommerzialisierung und Konsumkultur gehen einher mit einer Entm�ndigung der Menschen. Aber wer merkt das in der 'Ich-AG'? Dort gilt die Maxime : Wenn jeder an sich denkt, dann ist an alle gedacht. (...) In deutschen Wahlk�mpfen tauchen Parolen auf wie: 'Wir wollen frei einkaufen k�nnen.' Sie zeigen, wie das zentrale Anliegen der Philosophie der Aufkl�rung, die menschliche Freiheit, zur Konsumfreiheit uminterpretiert wurde. Der neoliberale Chor singt das Lied der Freiheit und meint die Freiheit der St�rkeren. (...) Weil sie nicht verstanden haben, da� die Schwachen das Gesetz brauchen, um frei zu sein, fordern die Neoliberalen Mobilit�t, Flexibilisierung und Deregulierung. So werden die Familien der Mobilit�t und Flexibilit�t geopfert, da der jederzeit und �berall verf�gbare Arbeitnehmer das Ideal der neoliberalen Gesellschaft ist. Die Gesundheit wird ruiniert, da die Arbeitszeiten sich den Maschinen und den Renditeerwartungen anzupassen haben. Die Mitbestimmung der Besch�ftigten w�re nur hinderlich. Schutzrechte wie der K�ndigungsschutz der Arbeitnehmer, die ein Gef�hl von Sicherheit und Geborgenheit geben, werden dereguliert. Allenfalls das Interesse der Aktienbesitzer z�hlt noch. (...) Die Neoliberalen haben sich das Zur�ckdr�ngen des Staates und des Rechts auf ihre Fahnen geschrieben. Sie sind die neuen Staatsfeinde."
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Die US-Regierung legte eine Liste mit den 22 meistgesuchten arabischen Terroristen vor, unter denen Osama bin Laden den ersten Platz bekleidet. Bezeichnenderweise sucht Washington die 22 Araber jedoch nicht etwa wegen der Anschl�ge auf das World Trade Center und das Pentagon, sondern wegen zur�ckliegender Aktionen wie die Bombenattentate auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania von 1998 - es scheint nach wie vor keinerlei Beweise gegen Osama bin Laden zu geben.
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Margret Bonin, ehemaliges Mitglied der Gr�nen, hat Strafanzeige gegen US-Pr�sident Bush wegen F�hrung und Vorbereitung eines Angriffskrieges gestellt. Zudem will Bonin die Bundesregierung und die NATO wegen Komplizenschaft und Beihilfe belangen und hat gegen sich selbst als Ex-Mitglied der Gr�nen ebenfalls Anzeige wegen Komplizenschaft gestellt. Die Politikerin verweist darauf, da� die USA keine Kriegserkl�rung gegen Afghanistan aussprachen, zudem gebe es keine eindeutigen Verantwortlichen f�r die Anschl�ge vom 11. September. Schr�der habe sich durch seine Erkl�rung der unbegrenzten Solidarit�t der Komplizenschaft schuldig gemacht. Die NATO wiederum habe den B�ndnisfall erkl�rt, obwohl Untersuchung, Anklage und Aburteilung terroristischer Aktivit�ten die Sache ordentlicher Gerichte sei.
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Pal�stinenserpr�sident Arafat reagierte auf seine Weise auf die Gewaltexzesse der israelischen Soldateska, die alleine in den vergangenen 14 Tagen Dutzende von Pal�stinensern abschlachtete: Er drohte mit Ma�nahmen gegen militante Organisationen, wenn diese den Kampf gegen Israel nicht einstellten. In der Tat wurden erstmals seit Beginn der Al-Aksa-Intifada wieder Aktivisten militanter Bewegungen verhaftet, und in Gaza scho� Arafat-Polizei eine friedliche Protestdemo gegen die amerikanischen Angriffe auf Afghanistan zusammen. Zwar steht Arafat unter massivem Druck der EU und der USA, aber auf der anderen Seite ist ihm klar, da� er seine wankende Stellung nur an der Seite Israels gegen die Hamas-Bewegung wird verteidigen k�nnen. Der Blutzoll der Al-Aksa-Intifada ist nunmehr auf 703 Pal�stinenser und 181 Israelis angestiegen.
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Der nordrhein-westf�lische FDP-Vorsitzende J�rgen M�llemann, Vorsitzender der Deutsch-Arabischen Gemeinschaft, hat der israelischen Regierung Staatsterrorismus vorgeworfen, da sie gezielt Pal�stinser ermorden lasse und sich damit auf die Stufe von Verbrechern stelle. An die Adresse der Bundesregierung ging der Vorwurf der einseitigen Parteinahme f�r Israel. Als Replik stellte Michel Friedman (CDU) vom Zentralrat der Juden fest, Israel verteidige sich lediglich gegen menschenverachtende, brutale und feige Attent�ter. Auch Zentralratspr�sident Paul Spiegel, millionenschwerer PR-Unternehmer und Verleiher des als B�ttenredner durch die Lande tingelnden Bill Clinton, warnte vor einem Entgegenkommen der USA gegen�ber den Pal�stinensern und nahm damit eine weitaus radikalere Haltung ein als beispielsweise der American Jewish Congress. M�llemann konterte, der Zentralrat reagiere auf jede Kritik an Israel mit geradezu pawlowschen Reflexen.
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Auf Initiative der unabh�ngigen Bewegung Elkarri wurde im Baskenland eine sechsmonatige Konferenz er�ffnet, die sich f�r einen Dialog der B�rgerkriegsparteien einsetzen will. Endziel des Runden Tisches in Bilbao ist ein Konsens zwischen allen politischen Kr�ften. Die in Madrid regierende Volkspartei lehnte eine Teilnahme ab, die Sozialisten entsenden einige Vertreter als "Privatleute". W�hrend nationalistische PNV und die Kommunisten voll hinter der Initiative stehen, nimmt die ETA-nahe Herri Batasuna in dem Gef�hl teil, alle Verhandlungen seien ohnehin zwecklos. Die ETA r�umte in einem Rundschreiben derweil ein, die baskisch-nationalistische Linke befinde sich in einer schwierigen Lage. Sie will den bewaffneten Kampf f�r ein unabh�ngiges Baskenland jedoch fortsetzen und forderte ihre Kommandos aus, die Kontakte zur Basis in den einzelnen Stadtteilen und D�rfern auszubauen. In Frankreich verhaftete die Polizei Vicente Goikoetxea, rechte Hand des mutma�lichen ETA-Chefs Mikel Albizu und Wortf�hrer der verst�ndigungsbereiten Gruppe innerhalb der Untergrundarmee.
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Die
Hamburger Gruppe LOTTA dos ver�ffentlichte eine bemerkenswerte Stellungnahme
zum US-�berfall auf Afghanistan. Die Inhalte heben sich wohltuend von der allgemein
fragw�rdigen ideologischen Ausrichtung weiter Kreise einer Linken ab, die Antiimperialismus
im Kontext mit den Befreiungsbewegungen der Dritten Welt als nationalistisch
abtut, Kapitalismuskritik als antisemitisch betrachtet, Kritik an Israel tunlichst
vermeidet und trotz aller revolution�ren, antikapitalistischen und antifaschistischen
Phraseologie nur noch das Gesch�ft des Milit�risch-Industriellen Komplexes besorgt.
Wir schweifen ab, LOTTA hat das Wort!
"Die getroffenen Ziele der verheerenden Anschl�ge in den USA, das World
Trade Center und das Pentagon, machen deutlich, da� es sich bei den Anschl�gen
um Angriffe gegen die USA handelt. Die Ziele waren bzw. sind Schaltzentralen
und Machtzentren der USA, die Nation identifiziert sich mit diesen Zielen, als
solche wurden sie angegriffen.
Das World Trade Center
steht f�r die globalisierte kapitalistische Wirtschaft, die allein auf die Vermehrung
des eigenen Reichtums ausgerichtet ist. (...) Menschenrechte auf k�rperliche
Unversehrtheit, Solidarit�t und Verst�ndnis, Wohnung und Nahrung werden dem
Ziel des Wachstums und Gewinns untergeordnet. (...)
Im t�glichen Leben
erfahren wir, da� die genannten Grund- und Menschenrechte nicht einmal in den
kapitalistischen L�ndern des relativen Wohlstands selbstverst�ndlich sind. Jede
und jeder, die/der auf Arbeitssuche
war, Bewerbungen schrieb und hochgradig stressige Bewerbungsgespr�che f�hren
musste, wei� dies. Um in der Wirtschaft einen (Arbeits-) Platz zu finden, ist
unbedingte Anpassung an deren Erfordernisse gefordert. Auch bei der Suche nach
einer Wohnung, nach Unterst�tzung in Krisensituationen
wie Krankheit oder psychischem Kollaps gilt: du mu�t das, was du brauchst, erk�mpfen.
Das Bem�hen der Menschen in den westlichen kapitalistischen L�ndern, m�glichst
nicht aufzufallen, nicht herauszufallen und am Ball zu bleiben, kostet ihre
ganze psychische Kraft und kreiert
einen permanenten Spannungszustand. Dieser ist f�r die einen leichter, f�r die
anderen schwerer zu ertragen. Vereinzelung, Einsamkeit bis hin zur Isolation,
Alkoholismus, Konkurrenz, Arbeitswahn oder k�rperliche und psychische Sch�den
sind die Folgen.
Der Kapitalismus wird
der Substanz des Menschen und seinen vielf�ltigen Bed�rfnissen in keiner Weise
gerecht. Soziale Gerechtigkeit als Minimalforderung gibt es in ihm nicht. (...)
Ausgehend von diesen Stichworten zum Thema Freiheit wird klar, da� das kapitalistische
Wirtschaftssystem in keinem Zusammenhang mit Freiheit steht, oder der Begriff
m��te neu definiert werden. Die im kapitalistischen System lebenden Menschen
m�ssen sich den Regeln von Konkurrenz und Leistung unterwerfen, um in ihm Anerkennung
zu erlangen. Doch selbst wenn diese Unterwerfung stattfindet, ist Anerkennung
nicht selbstverst�ndlich oder dauerhaft. Von einem Moment zum anderen kann die
Anerkennung entzogen werden, weil 'der Markt' pl�tzlich neue Anforderungen stellt.
Selbst SenkrechtstarterInnen im IT-Business haben das in den letzten Jahren
erlebt.
Wir h�ren in jedem
Kommentar, in jeder Ansprache, da� die USA und sinnbildlich das World Trade
Center, f�r Freiheit stehen. Es ist wichtig, da� wir uns davon nicht einlullen
lassen und die Realit�t klar erkennen: der Kapitalismus ist ein Gegner der Freiheit."
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